ADFC sammelt Unterschriften für Radweg zwischen Weixdorf und Hermsdorf
Nachdem der Freistaat die Planungen am Radweg zwischen Hermsdorf und Weixdorf entlang der Staatsstraße 59 abgebrochen hat, sammelt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Sachsen (ADFC) nun Unterschriften für den Radweg.
Der Abbruch der Planungen wurde im November 2023 bekannt. Die Rad-Verbindung, welche bereits seit 2005 Teil der Sächsischen Radverkehrskonzeption ist, scheint erneut in der Priorität nach hinten gerutscht zu sein. Der ADFC macht deshalb jetzt Druck mit einer Petition an den Sächsischen Landtag.
"Der Bedarf für den Radweg ist schon seit Anfang der 2000er Jahre klar formuliert. Für uns ist es unverständlich, wie es passieren kann, dass der Freistaat das Projekt inzwischen über Jahrzehnte verschleppt", sagt Konrad Krause, Geschäftsführer des Fahrradclubs. Der ADFC sieht die Gefahr, dass die Ansiedlung von TSMC ein verkehrspolitisches Fiasko werden wird und die Menschen im Dresdner Norden und in den anliegenden Orten im Autostau versinken werden, wenn jetzt nicht die Alternativen zum Auto gestörkt werden.
Bereits heute fahren etwa 5.000 Autos täglich über die Staatsstraße zwischen Weixdorf und Hermsdorf. Der ADFC geht davon aus, dass mit der Ansiedlung von TSMC im Dresdner Norden die Verkehrsbelastung noch einmal deutlich zunehmen wird. Ab 2027 sollen rund um die Chipfabrik tausende neue Arbeitsplätze entstehen. In diesem Zusammenhang rechnen Experten mit einem deutlichen Anstieg der Verkehrsbelastung, falls bis dahin nicht ein Ausbau anderer Verkehrsarten wie der S-Bahn oder des Radwegenetzes auf den Weg gebracht wird.
"Schon 2005 wollte der Freistaat Sachsen eine Radverbindung nach Hermsdorf und Ottendorf bauen. Bereits vor 20 Jahren wurde der Schülerverkehr als wichtiger Grund benannt, weshalb die Straße sicherer für Radfahrer werden muss", sagt Krause. "Wir rufen besonders die betroffenen Anwohner aus dem Umfeld auf, unsere Petition zu unterstützen, denn ohne den Druck von Unten wird das Projekt noch viele Jahre vor sich hindämmern."
Die Unterschriftensammlung des ADFC läuft noch bis August. Die Petition für den Radweg an der S 59 ist auf OpenPetition zu finden: www.openpetition.de/s59
Am Sonntag demonstriert der ADFC für den Radweg. Start: 12:15 Uhr Bahnhof Hermsdorf
Hintergrund
Über 5.000 Autos befahren täglich die S 59 im Abschnitt zwischen Weixdorf und Hermsdorf. Schon in der Sächsischen Radverkehrskonzeption von 2005 war der Abschnitt als Schulweg gekennzeichnet, an dem es Bedarf für einen Radweg gibt. Der Bedarf hat sich bis heute nicht geändert: Auch heute hat die S 59 als wichtige Nord-Süd-Verbindung sehr großes Potential, für Freizeitradverkehr, Radpendler und den Schülerverkehr auf zwei Rädern.
Nachdem die Planungen für die Radwegverbindung bereits begonnen hatten, ließ der Freistaat Sachsen Ende 2023 verlauten, die begonnene Planung für den Radweg sei aktuell zugunsten anderer Projekte für den Autoverkehr zurückgestellt.
Der Freistaat Sachsen hat sich dazu bekannt, Menschen, die auf das Rad angewiesen sind, sichere Wege anzubieten. Die von CDU, Grünen und SPD politisch beschlossene Förderung des Radverkehrs in Sachsen muss sich auch im realen Planungsgeschehen widerspiegeln. Der Bau des Radwegs an der S 59 ist für eine zukunftsfähige Verkehrsentwicklung rund um Silicon Saxony ein unverzichtbarer Baustein. Die Planungen für das Radwegprojekt müssen daher schnellstmöglich zum Abschluss gebracht und der Bau zügig begonnen werden.
Der Radwegebau in Sachsen geht insgesamt nur sehr schleppend voran: Nur etwa 17% der sächsischen Staats- und Bundesstraßen sind bisher mit einem Radweg ausgestattet. Dabei will Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig bis 2025 noch fast 500 Kilometer Radweg an Staats- und Bundesstraßen von höchster Priorität fertigstellen. Das entspricht über 100 Kilometer Radweg pro Jahr. Dass dieses Ziel noch zu erreichen ist, glaubt in Fachkreisen niemand mehr. Auch Sachsens schwarz-grün-rote Regierung hat sich Ende 2019 noch einmal ausdrücklich vorgenommen, Bedingungen zu schaffen, damit sich der Radverkehr im Freistaat bis 2025 verdoppelt. Bisher sieht es aber nicht so aus, als dass der Radwegebau an Bundesstraßen durch diese Absichtserklärung nun Fahrt aufnehmen würde.
Nicht nur der ADFC, sondern auch der Sächsische Landesrechnungshof kritisiert das langsame Tempo beim Radwegeausbau in Sachsen. In seinem Bericht stellte er in diesem Sommer fest, dass die Zielvorgaben der Radverkehrskonzeption von 2014 nicht im Einklang mit den tatsächlichen Kapazitäten und den zur Verfügung stehenden Haushaltsmitteln stünden. Auch der Rechnungshof sagt: Vom Ziel, die in der Radverkehrskonzeption vorgesehenen Radwegabschnitte im geplanten Zeitrahmen fertigzustellen, sei der Freistaat Sachsen weit entfernt.